283. Auktion – 27. März 2020
Kunst des XV.-XX. Jhs. aus Sammlungen und Galerieauflösungen
Ein Highlight der 283. Auktion am Freitag, 27. März bei K & K Auktionen in Heidelberg ist eine Kreuzigung Christi, wohl von einem Dieric Bouts-Schüler um 1480, mit wissenschaftlicher Dokumentation von 1938. Die Kreuzigungstafel zeigt die niedersinkende Maria, Johannes, Maria Magdalena u. andere Figuren in Landschaft mit weitem Panoramablick auf eine bewehrte Stadt, Öl/Eichenholz. Nach Wolfgang Schöne, in: Dieric Bouts und seine Schule, Berlin 1938, handelt es sich bei dem Gemälde wohl um das (linke) Fragment eines verlorenen Calvarienbergs, wohl eines Schülers von Dirk Bouts, d. sog. „Meister der Münchner Gefangennahme“ (Taxe: €22000-24000,- / Limit: € 6900,-).
Ein weiteres außergewöhnliches Werk im Bereich Alte Meister ist das Ölgemälde aus der Werkstatt / Umkreis Joos van Cleve (1485-1540/41) um 1520 mit der Darbringung im Tempel, ein hervorragendes Beispiel für den Einfluss der italienischen Hochrenaissance auf die Kunst nördlich der Alpen. Die Szene zeigt Josef und Maria im Jerusalemer Tempel bei der Übergabe ihres Erstgeborenen an den Priester Simeon. Sie treffen dort die betagte Prophetin Anna. Eine Gruppe am linken Bildrand zeigt wohl das Stifterpaar mit zwei Töchtern. Das Ölgemälde auf Eichenholz misst 130 x 86 cm und ist in gutem Zustand (Taxe: 15000-18000,- / Limit: € 5500,-).
Aus der gleichen kurpfälzischen Privatsammlung stammen das Löwen-Leuchter-Paar aus Veroneser Marmor, Nord-Italien, wohl 16./17. Jh. (Taxe: € 2500-3000,- / Limit: € 700,-) und die thronende Madonna als „Sedes Sapientiae“, Holzskulptur mit Resten der originalen Fassung, Spanien 15. Jh., die bei Lempertz 1953 erworben wurde, s. Auktion 438, Lot 168, 2.12.1953 (Taxe: € 8000-9000,- / Limit: € 1900,-).
Zwei Vermeil-Platten kommen aus dem Besitz des Kurfürsten Friedrich v. Württemberg, Stuttgart um 1800 (Taxe: € 2500-3000,- / Limit: € 900,-). Ebenfalls aus Adelsbesitz sind die Manschettenknöpfe mit Diamanten u. Saphiren, Gold, um 1850 vom Königl. Hofjuwelier Wagner & Sohn, Berlin, in Originalschatulle (Taxe: € 400-600,- / Limit: € 300,-) sowie 8 Silberteller und Silber-Fischplatte & Bratenplatte mit dem Familienwappen derer von Reischach, Hofgoldschmied Sick, Stgt. / Christofle / Kirstein, Strasbourg, um 1800-1900 (Taxen: € 1100-1800,- / Limits: € 1200/€ 850,-).
Zahlreiche figürliche Porzellane und Service von Meißen, Herend, Augarten, KPM, Wallendorf des 18.-20. Jhs. sind, wie immer, dabei. Für Designer-Sammler sei das von Björn Wiinblad entworfene umfangreiche Rosenthal-Service „Lotus“ in Kobalt für mind. 14 Personen und weitere Entwürfe von Wiinblad und Bele Bachem für Rosenthal sowie das “Bauhaus”-Tafelbesteck Modell 2500 von WMF von Kurt Meyer um 1930 (Taxe: € 250/ 300,- / Limit: € 20,-) erwähnt.
Beim Glas soll ein niederländisches Flügelglas des 17. Jhs. (Taxe: € 1000-1500,-/ Limit: € 350,-) und eine große Diabolo-Vase mit Schwertlilien von Emile Gallé, Nancy um 1910 ((Taxe: € 2500-3000,-/ Limit: € 1500,-) hervorgehoben werden.
Aus Galerie-Auflösungen und zahlreichen privaten Sammlungen stammt die Kunst des XX. Jhs.: bei den Gemälden sind Rudi Baerwind mit „Jazz“, Paris 1963, Bernd Berner, Leon A. Biju, Alexander von Fäckl, Josef Istler, Emil Kies, Wolfgang Lettl, Laszlo Mednyánszky, Samuel Mützner, Lothar Quinte, Friedrich Schiemann, Giulio Turcato u.v.a., bei der Druckgraphik sind Elvira Bach, Georg Baselitz, Hans Bellmer, div. Josef Beuys, Agostino Bonalumi, Marc Chagall, Salvador Dali, Max Ernst, Ernst Fuchs, Ruprecht Geiger, Slgs.-Nachlass Christian Kruck, Slgs.-Nachlass Georg Karl Pfahler, Niki de Saint Phalle, Pablo Picasso mit „Raphaël et la Fornarina XXII“, Radierung von 1968 (Taxe: 4000-4500,- / Limit: € 1900,-), Mel Ramos, zahlr. James Rizzi, div. Günther Uecker, u.a. Bewegtes Nagelfeld, großer Prägedruck von 1972, Nr. XV/XV u.v.a. vertreten. Besonders interessant ist das informell- figurative Keramikgemälde auf Vulkanstein von Emil Schumacher von 1994 (Taxe: € 9000-10000,- / Limit: € 3800,-).
Zahlreich sind diesmal auch Plastiken und Skulpturen der Moderne, dabei Otmar Alt, Großbronze „Woman combing her hair“, posthumer Guss nach Alexander Archipenko (103 cm), Rudolf Hausner, August Hudler, Franz Iffland, Viktor Roman, Heinz Warnecke u.v.a.
Im Asiatika-Bereich zählen mehrere Thangkas aus Tibet des 18. Jhs., u.a. Thangka des Tsongkhapa, eines Karmapa, des Padmasambhava (Guru Rinpoche), des Heruka Hayagriva und des Buddha Shakyamuni ( Taxen: € 900/1500,- / Limit: € 190-400,-) zu den Highlights. Besonders schön ist das Bambusrohr in roter Tusche aus der Hand von Puru, auch genannt Pu Xinyu, 1896 – 1963, dem bedeutenden chinesischen Maler und Kalligraph, Mitglied des Mandschu-Aisin-Gioro-Clans, dem Herrscherhaus der Qing-Dynastie (Taxe: € 5000-6000,- / Limit: € 2500,-). Eine Rarität für Numismatiker ist Da Ming Baochao, bzw. 1 Kuan, eine der frühesten “Banknoten” aus der chinesischen Ming-Zeit, 1368 – 1399 (Taxe: 1500-2500,- / Limit: € 900,-).