Vorbericht zur 280. Auktion – 13. September 2019
Künstlernachlass Josef Steiner (1899-1977 München) & Studioglas-Sammlung Prof. Wolfgang u. Inge Ritter, Ludwigshafen
Ein Höhepunkt der 280. Auktion bei K&K Auktionen in Heidelberg ist der Künstlernachlass des erst kürzlich wiederentdeckten Malers Josef Steiner (1899-1977). Insgesamt über 250 Losen mit Graphiken und Ölgemälden des Karl Hofer Schülers kommen am 13. September 2019 unter den Hammer, darunter auch seine vermutlich frühste Radierung „Frühling“ von 1914 und das Ölgemälde „Junge Schöne mit Gitarre“ (Limit: € 480.-). Neben den schon genannten Werken kommen weitere frühe Arbeiten aus seiner Zeit an der Münchner Gewerbeschule als Schüler Adolf Fleischmanns zum Aufruf. Ebenfalls finden sich Arbeiten aus seiner Zeit an der Bayrischen Kunstakademie, als er bei Angelo Jank studierte und die Aktmalerei für sich entdeckte. Genannt seien hier drei Frauenaktstudien. Seine Beziehung zu Gertrud Steiner-Schaefer führte ihn nach Berlin, wo er sich in den frühen Zwanzigern in der dortigen Kunstszene bewegte und sein Studium bei Karl Hofer aufnahm. Diese Zeit prägte seine künstlerische Entwicklung maßgeblich. Werke wie das Aquarell „Schnitter und badende Frauen am See“ samt Vorstudie (Limit: € 290,-) entstanden, aber auch seine berühmten Hahn und Henne Darstellungen. In Berlin erlebte Steiner seine erfolgreichste Zeit, er war Mitglied der Berliner Secession und wurde zusammen mit Künstlern wie George Grosz, Alexei von Jawlensky und Max Pechstein ausgestellt. Steiners Berliner Blütezeit endete mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus. In dieser Zeit erstellte er für eine Zeitung Pflanzenstudien und Blumenstücke, von denen auch einige im Angebot sind. Sein Widerspruch gegen die Schließung der Secession führten zu Steiners Verhaftung und er konnte sich während der gesamten NS-Zeit nur noch mit Hilfstätigkeiten über Wasser halten. Nach seiner Haft verließ er Berlin und ging zurück nach München. Mit der NS-Zeit setzt sich auf eindrucksvolle Weise die Radierung „KZ-Leichen“ auseinander. Ebenfalls in der Nachkriegszeit entstand das Ölgemälde „Nackter Farbiger mit liegender Schönheit“ (Limit: € 380,-), dass auf die frühe amerikanische Besatzungszeit hinweist. In den fünfziger Jahren entsanden u.a. die Collagen „Neue Welt“ sowie zahlreiche Frauenakte. Neben informellen Kompositionen, wie dem „Informell rot/schwarz“ (Limit: € 890,-), werden auch moderne Landschaften im spätexpressionistischen Stil unter den Hammer kommen. Die Auktion bietet nicht nur die Möglichkeit, Werke aus allen Schaffensphasen des Künstlers zu ersteigern, es befinden sich auch Besonderheiten wie z.B. Probeabzug der Radierung „Rassige Schönheit“ mit Anmerkungen zur Farbgestaltung sowie einem Klischee zur Radierung „Masse Mensch“ dabei, die ebenfalls zum Verkauf stehen.
Der zweite Schwerpunkt der Auktion ruht auf der Studioglas-Sammlung der Familie Ritter, die in den 1980er/90er Jahren zusammengetragen wurde. Es sind ausgefallene Objekte und Vasen von internationalen Glaskünstlern wie Stanislaw Borowski, Michel Bouchard, Keith Brocklehurst, Willem Heesen, Helmut Werner Hundstorfer, Ursula Huth, Jiri Karel, Ivo Lill, Charlie Meaker, Richard Craig Meitner, Miluse Roubickova, Jiri Suhanek, Yukio Ueno, Naoto Yokoyama u.a.
Die Auktion bietet darüber hinaus auch viel Kunst des 19. u.20. Jhs., u.a. ein Männerportrait von Duncan Grant (Taxe: € 3.500-4.000,- / Limit: € 600,-), „Bajadere“ von Arnulf de Bouché in Öl (Taxe: € 1.600-1800,- / Limit: € 750,-), 12 Bronzeplastiken von Bruno Bruni (Taxen: 250- 2.000,- / Limits: € 60- 600,-), eine Kopie nach Carlo Dolci, 1616 – 1686 Florenz, des 18. Jhs. mit der Hl. Cäcilia an der Orgel in Öl (Taxe: € 1.600-1.800,- / Limit: € 590,-), eine Mappe mit Zeichnungen von Achille Granchi-Taylor (Taxe: € 2.000-2.500,- / Limit: € 250,-), „Picknick im Walde“ von Rudolf Alfred Höger in Öl (Taxe: € 1.800-2.000,- / Limit: € 600,-), Friedrich Kallmorgens „Titisee“ in Öl (Taxe: 1.400- 1.600,- / Limit: € 450,-), ein Aquarell und 2 Ölgemälde von Fritz Köthe 1988-1999 (Taxen: 900-5000,- / Limits:€ 350-3.500,-), die Mischtechnik „Der skulpturale Handlungsraum ist innen“ von Franz Ehrhard Walther (Taxe: € 1.800-2.000,- / Limit: € 450,-), den Künstlernachlass Erich Wessel mit 27 Arbeiten (Taxe: € 1.000-1.200,- / Limit: € 20,‑), um einige wenige Lose hervorzuheben.
Das Angebot an moderner Grafik ist vielfältig, besonders zahlreich sind Lithographien/Radierungen von Paul Wunderlich, Emil Schumacher und Horst Janssen. Für Sammler von Altmeister-Grafik seien die 37 Guckkastenblätter des 17./18.Jhs. mit Ansichten von Paris, Rom, Madrid u. Florenz sowie zahlreiche Stiche des 18./19. Jhs. aus der Slg. Massoulié erwähnt, alle gerahmt, mit Limit von € 20,-.
Asiatica sind auf dieser Auktion vielfältig: archäologisch spannend sind die neolithischen Gefäße und Steinäxte sowie antike Jaden, u.a. Bi-Scheiben, Amulette sowie Bronzegefäße des 11.-1. Jhs. v. Chr. aus China, desweiteren Terrakottafiguren der Tang & Yuan Dynastien sowie Steinzeug und zahlreiche Porzellane. Zwei Buddhas sind erwähnenswert: der sino-tibetische Buddha auf dem Lotusthron, 18. Jh., aus ehem. bayr. Slg., erworben bei Nagel, Stgt. (Taxe: € 8.000-12.000,- / Limit: € 3.500,-) und der große Bronze-Buddha Shakyamuni, China der späten Ming-Zeit, 16./17.Jh. (Taxe: € 3.000-3.500,- / Limit: € 1.500,-).
Ein besonderer Hinschauer der Auktion ist das zehnteilige Schreib-Set „Venetian“ aus vergoldeter Bronze von Tiffany, NY von 1913 in unbenutztem Zustand (Taxe: € 2.200-2.600,- / Limit: € 900,-). Schön ist auch das Reisenecessaire mit Schmuckfach von Bramah, London um 1860 (Taxe: € 1.000-1.200,- / Limit: € 480,-). Da passt doch direkt unser Schmuck-Highlight hinein: ein Ring mit tropfenförmigem Smaragd von ca. 10 ct, umfasst von Brillanten von zus. ca. 2,50 ct (€ 40.000-45.000,- / Limit: € 14.000,-)! Oder lieber die Patek Philippe Calatrava in Gold (Taxe: € 5.000-7.000,- / Limit: € 1.500,-)?